CO2-neutrale Landesverwaltung
Lernen und Handeln für unsere Zukunft
Newsletter September 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
Geben Sie Produkten eine zweite Chance! Reparieren, teilen und recyceln Sie Gegenstände des täglichen Gebrauchs, um ihnen eine längere Lebensdauer zu geben.
Die CO2-neutrale Landesverwaltung macht es vor und hat aus einem ausgedienten Werbebanner 213 Einkaufstaschen nähen lassen. Warum der Kauf einer Tasche der Umwelt doppelt gut tut, erfahren Sie in diesem Newsletter.
Lernen Sie außerdem das Re-Use Netzwerk Hessen kennen und finden Sie heraus, was mit dem Akku Ihres Elektroautos passiert, wenn er seine Kapazität verliert.
Schauen Sie doch mal rein und empfehlen Sie den Newsletter der CO2-neutralen Landesverwaltung gerne weiter!
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen
Ihr Elmar Damm
Projektleiter CO2-neutrale Landesverwaltung
Kleider in den Kreislauf bringen
In der Kreativ-Werkstatt der Jugendwerkstatt Gießen stellt Modedesignerin Kerstin Vetters mit ihrem Team aus ausgemisteter Kleidung neue Dinge her. Das kommt auch bei Unternehmen in der Umgebung gut an. Im KLIMAZIN bietet sie uns einen Einblick in ihre Arbeit.
Ob Tragetaschen für den Einkauf, Mäppchen für Stifte, Topflappen oder Schlafmasken: Es gibt viele Dinge, die aus alten Stoffen geschaffen werden können – ohne neue Rohstoffe zu verbrauchen und die Umwelt weiter zu belasten. Das weiß auch Kerstin Vetters. Die gelernte Modedesignerin arbeitet seit 18 Jahren in der „Kreatex“-Abteilung der Jugendwerkstatt Gießen. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, ausgemisteter Kleidung ein neues Leben einzuhauchen. So werden aus alten Hemden praktische Tragetüten und aus den übrig gebliebenen Ärmeln hübsche Flaschentaschen, in denen man Wein verschenken kann – und sich so auch gleich das Geschenkpapier spart. Das aktuelle Projekt: Rucksäcke zum Aufrollen, die aus alten Jeans hergestellt werden.
Mehr zur Jugendwerkstatt Gießen
„Der Konsum hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Vielen ist gar nicht bewusst, wie viel weggeworfen wird oder welche Auswirkungen die Produktion von Materialien auf die Umwelt haben kann“, sagt Kerstin Vetters. Die Liebe zur Kreativität und der achtsame Umgang mit unserer Umwelt und deren Ressourcen inspiriert die Modedesignerin bei jedem ihrer Projekte. So finden jeder Knopf und jeder Reisverschluss eine neue Aufgabe.
Dabei setzt die „Kreatex“-Abteilung auf ein Kreislauf-Modell: Alte Kleidung und Stoffe werden im Kaufhaus der Jugendwerkstatt gespendet. Und hier gibt es die neuen Produkte, die daraus entstehen, dann auch wieder zu kaufen. Außerdem bieten Kerstin Vetters und ihr Team Taschen, Topflappen und Co. auch auf Weihnachtsmärkten oder anderen Veranstaltungen in der Region an. Der Erlös fließt in den Eigenanteil, den die Jugendwerkstatt bei der Beantragung von Maßnahmen aufbringen muss.
Mit Toni Matthes aus dem PEPP-Laden in der Gießener Bahnhofsstraße hat die „Kreatex“-Abteilung eine langjährige Kooperationspartnerin gewonnen. Der kleine Laden gehört zum Textilbündnis Gießen. Neben Second-Hand-Kleidung können Kundinnen hier auch die individuellen Kreationen der Jugendwerkstatt erstehen. Außerdem nutzt das Textilbündnis das Geschäft als Plattform, um über Themen wie Ausbeutung und Diskriminierung in der Textilbranche zu informieren.
Auch andere Firmen und Läden aus der Umgebung kennen die spannenden Projekte der Jugendwerkstatt Gießen und beteiligen sich gerne daran. „Das Gießener Modehaus Köhler hat 2022 seine Kundschaft aufgefordert, nicht mehr getragene Kleidung an uns abzugeben. In unserer Kreatex-Abteilung haben wir daraus neue Kleidungsstücke hergestellt. Für dieses Projekt hat uns das Modehaus eine Stickmaschine gespendet, mit der wir ein eigenes Label für unsere Ware erstellen konnten“, erzählt Vetters. Ein Label, das für Nachhaltigkeit und Upcycling steht und auf das sie besonders stolz ist.
Welche weiteren spannenden Ideen die Jugendwerkstatt umsetzt, um so nachhaltig wie möglich zu produzieren, lesen Sie im aktuellen KLIMAZIN.
Schicke Einkaufstaschen für den guten Zweck
Die Schneiderei der Justizvollzugsanstalt Butzbach hat ein ausgedientes Werbebanner der CO2-neutralen Landesverwaltung in 213 Taschen umgewandelt. Jede ist ein Unikat.
Zum Wegwerfen zu schade – das haben wir uns gedacht, als wir das ausgediente Werbebanner der CO2-neutralen Landesverwaltung aus dem Lager geholt haben. In Form von schicken Einkaufstaschen geben wir ihm eine neue Verwendung. Insgesamt 213 Taschen haben Inhaftierte der JVA Butzbach unter Anleitung der Schneidermeisterinnen Gabriele Mähler und Stephanie Groß für uns genäht.
Echte Handarbeit
An der Herstellung der Taschen waren mehrere Inhaftierte beteiligt: Hausarbeiter, Zuschneider, Näher und Endfertiger, beschreibt Stephanie Groß den Auftrag. Zuerst hat der Hausarbeiter das Material gereinigt. Nach dem Anfertigen einer Schablone hat der Zuschneider das Material per Hand zugeschnitten. Die ebenfalls nach Schablone zugeschnittenen Gurtbänder – also die späteren Träger der Taschen – wurden an den Enden verschweißt, damit sie nicht ausfranzen.
Bei der Herstellung des Logos, das oben rechts auf die Tasche aufgenäht ist, hat die Druckerei der JVA Darmstadt unterstützt: Es wurde auf Folie aufgedruckt, als Bogen nach Butzbach geschickt und vor dem Zuschneiden dort auf ein Baumwollgewebe aufgepresst.
Mit Hilfe der Schablone haben die Näherinnen und Näher dann die Träger befestigt, bevor sie je zwei Taschenelemente zusammengefügt und festgenäht haben. So ist jede Tasche im Format genau gleich, von der Farbgebung her ist aber jede ein Unikat. „Eine Herausforderung war, die zusammengenähten Taschen am Schluss auf die ‚schöne Seite‘ zu wenden. Denn der Bannerstoff ist, recht steif", erinnert sich Stephanie Groß.
Herausgekommen sind 213 solide verarbeitete Einkaufstaschen im „Look der CO2-neutralen Landesverwaltung“.
Doppelt gut für die Umwelt
Mit dem Upcycling-Projekt unterstützen wir außerdem den hessischen Wald. Wir verkaufen die Taschen an Landesbedienstete und spenden den Erlös an Hessen Forst. So wird für jede verkaufte Tasche mindestens ein Baum im hessischen Wald gepflanzt.
Lebendiges Logo auf 100 Quadratmetern
Ursprünglich wurde das Banner für den zweiten Hessischen Tag der Nachhaltigkeit hergestellt, um ein 100 Quadratmeter großes lebendiges Logo auf dem Schlossplatz in Wiesbaden zu formieren. Das mit etwa 300 Menschen entstandene Logo wurde von einer Drehleiter der Wiesbadener Berufsfeuerwehr aus fotografiert und macht bis heute an vielen Stellen auf die CO2-neutrale Landesverwaltung aufmerksam.
Auch zum dritten Tag der Nachhaltigkeit kam das Banner zur Geltung, als sich die CO2-neutrale Landesverwaltung gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) unter dem Motto „klimafreundliche Mobilität“ am Wiesbadener Bahnhof präsentierte. Reisende haben bei dieser Gelegenheit auch Angebote wie das Segway-Fahren nutzen oder am Ergometer messen können, wieviel Watt sie per Fahrrad erstrampeln. Als Hauptgewinn verloste der RMV am Glücksrad drei Monatskarten.
Ein 100 Quadratmeter großes Banner macht auf die CO2-neutrale Landesverwaltung aufmerksam
Ganz nach dem Motto des aktuellen KLIMAZINs „Teilen und Recyceln“ hat das Banner zum 8. Hessischen Tag der Nachhaltigkeit eine neue Verwendung bekommen.
Mehr zum Thema Wiederverwendung lesen Sie im aktuellen KLIMAZIN.
Umweltfreundliche Arbeitskleidung für die Zukunft
Hessen Mobil setzt auf Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von Warnschutzanzügen und Sicherheitsschuhen für die Mitarbeitenden. Recycling spielt dabei eine große Rolle.
Baumwolle nach Organic Content Standard, recycelter Polyester, Verzicht auf Kunststoff-Verpackungen: Gemeinsam mit einem Hersteller hat das Sachgebiet Einkauf von Hessen Mobil den Schutzanzug „Recolux“ entwickelt. Warnschutzanzüge bestehen zu 50 bis 70 Prozent aus Polyester – diese Menge ist unverzichtbar für ihre Fluoreszenz und damit für die Sicherheit. Hessen Mobil setzt bei seinen Anzügen auf recycelten Polyester, den es bislang noch nicht auf dem Markt gab.
Dafür und für weitere nachhaltige Neuereungen erhielt die Beschaffungsstelle bereits zwei Innovationspreise des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) sowie als erste Einkaufsabteilung in Deutschland die Gold-Zertifizierung des Kompetenzzentrums Innovative Beschaffung (KOINNO) für ihre strategische Zielsetzung und Aufstellung. Die KOINNO-Zertifizierung wurde im Rahmen eines Förderprojektes vorgenommen, das BME im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchgeführt hat.
Investition in die Zukunft
Rein monetär betrachtet bedeute die Beschaffung mit Berücksichtigung der nachhaltigen Aspekte einen Aufpreis von rund 20 Prozent pro Kleidungsstück. „Da wir als Land Hessen aber Vorreiter für eine nachhaltige und faire Beschaffung sein wollen, verstehen wir die Mehrkosten als eine wichtige Investition in die Zukunft“, sagt Andreas Weigmann, Sachgebietsleiter „Einkauf“ bei Hessen Mobil.
Aktuell sondiert das Team den Markt nach neuen innovativen Modellen, die ab 2025 zum Einsatz kommen sollen. Dazu laufen Tragetests mit drei Herstellern. Ziel dabei ist unter anderem, das Upcycling der Anzüge zu professionalisieren – etwa in Form eines B2C-Shops. In geringen Mengen wurden bereits zuvor Taschen, Rücksäcke oder Schlüsselbänder daraus gefertigt und an die Beschäftigten verkauft. Die Reste wurden zu Reißfasern für die Automobilindustrie verarbeitet.
Mehr Infos zur nachhaltigen Beschaffung von Hessen Mobil
Sichtbare Recyclate
Auch bei der Beschaffung von Sicherheitsschuhen achtet Hessen Mobil auf Recycling. Diese Schuhe bestehen zum größten Teil (Schaft) aus Leder sowie einem Funktionsinnenfutter (Membran), bei denen wenig Alternativen möglich sind. „Die frühzeitige Kommunikation mit dem Markt hat dazu geführt, dass uns Schuhe angeboten wurden, in denen sowohl die Laufsohle als auch die Innensohle mit Recyclat aus der Produktion hergestellt wurden“, berichtet der Sachgebietsleiter. „Reste vom Ecofoam und vom Nitril werden dafür zerkleinert und der Produktion wieder zugegeben.“
Die Recyclate werden nicht entfärbt, da dies umweltschonender ist. Daher sind ihre Anteile in den Sohlen für die Träger sichtbar und stärken Andreas Weigmann zufolge auch deren Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Für die Hersteller habe das Recycling direkte Einsparungen in der Abfallentsorgung zur Folge, da die „Abfälle“ jetzt eine direkte Verwertung in derselben Produktion bekommen. Zudem fallen keine Lieferwege an und es müssen weniger neue Chemikalien gekauft werden.
Um stärkere Impulse in den Markt geben zu können, beschafft Hessen Mobil die Sicherheitsschuhe auch für andere Landesbehörden.
Um weitere Projekte und Vorbilder rund ums Thema Recycling und Upcycling geht es im aktuellen KLIMAZIN.
Gegenstände mit Geschichte
Ob Kleidung, Möbel oder Elektrogeräte: Imke Eichelbergs Herz schlägt für Gebrauchtes. Mit einem Reparaturcafé und im Rahmen des Re-Use Netzwerks Hessen engagiert sie sich für Umwelt- und Ressourcenschutz.
„Wiederverwendung bringt Kreativität in die Kreislaufwirtschaft. Sie nutzt das bereits Vorhandene, fördert regionale Wertschöpfung und schafft attraktive Arbeitsplätze mit abwechslungsreichen Tätigkeiten.“ Das sagt die „Stimme aus Hessen“ im aktuellen KLIMAZIN zum Thema „Teilen und Recyceln“. Die Stimme gehört Imke Eichelberg und die Aussage trifft auch auf ihre eigene Arbeit zu.
Die studierte Umweltwissenschaftlerin arbeitet für die gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling (GWR), die unter anderem das Recyclingzentrum der Stadt Frankfurt betreibt. „Bei uns kommen alte Elektroaltgeräte an und werden geprüft, im besten Falle repariert und wieder verkauft oder eben auseinandergenommen“, erklärt sie. Giftige Stoffe und Batterien würden herausgenommen und dann an Recyclingunternehmen weitergegeben, die daraus wieder neue Wertstoffe machen.
Imke Eichelberg hat zwar einen Schreibtisch bei der GWR, ist aber auch viel unterwegs – bei anderen Reparaturwerkstätten, Gebrauchtwarenkaufhäusern oder kommunalen Entsorgungsträgern. „Meine Aufgabe ist es, Allianzen zu schmieden“, sagt die Mittdreißigerin, die seit 2021 für den Aufbau des Re-Use Netzwerks Hessen zuständig ist. Das Ziel: verschiedene Wiederverwendungs-Akteure im Land an einen Tisch bringen, damit sie sich austauschen und gemeinsam Lösungen finden können.
„Was ist Abfall und was nicht? Wie wird die Annahme organisiert? Wie werden die Mitarbeitenden geschult? Es gibt einfach Fragen, die sich immer wiederholen“, berichtet die Re-Use-Expertin. Wenn ein Betrieb sie beantwortet habe, könnten alle davon profitieren und voneinander lernen.
Geteiltes Wissen
Voneinander lernen – das ist auch ein großes Thema beim Reparaturcafé in Heddernheim, das Imke Eichelberg nach ihrem Studium ins Leben gerufen hat. Es findet seitdem einmal pro Monat statt – mit großem Erfolg. Manchmal würden an einem Samstagnachmittag 20 bis 30 Geräte mit Hilfe von ehrenamtlichen Bastlern repariert, berichtet sie. „Hinterher gehen die Menschen dann mit strahlenden Gesichtern und reparierten Geräten raus – oder wissen zumindest, dass sich die Reparatur nicht mehr lohnt und sie guten Gewissens etwas Neues kaufen können.“
Dabei brauche es gar nicht immer komplizierte Eingriffe, um die Lebensdauer von Gegenständen zu verlängern: „Ein guter Tipp ist grundsätzlich, die Gebrauchsanweisung zu lesen und die Pflegehinweise zu beachten. Die Kaffeemaschine gründlich reinigen, beim Staubsauger mal den Filter wechseln.“ Im Reparaturcafé wird auch schon mal eine Klappe entdeckt, die dem Nutzer oder der Nutzerin vorher noch nie aufgefallen war.
Schön findet Imke Eichelberg es, wenn etwas repariert wird, an dem die Menschen ganz besonders hängen. Jeder gebrauchte Gegenstand habe eine Geschichte – bei ihr selbst trifft das etwa auf viele Kleidungsstücke zu. „Ich gehe total gern auf Kleidertausch-Veranstaltungen“, erzählt sie. Dort könne sie Sachen ausprobieren, mitnehmen und einfach zurückbringen, wenn sie sie dann doch nicht trägt. „Man kommt mit Menschen ins Gespräch und irgendjemand sagt: Guck mal hier, das könnte dir doch stehen, probier‘ das doch mal an!“ So kam sie zum Beispiel an ein weiches, weites Leinenkleid, mit dem sie an heißen Sommertagen gern im Garten sitzt.
Es geht auch anders
Imke Eichelberg wünscht sich, weniger Menschen würden der blinden Annahme folgen, Neugekauftes sei immer besser. „Die meiste Kleidung, die man im Laden kauft, trieft ja noch vor Chemikalien und ist mitunter von schlechterer Stoffqualität“, sagt sie. Alles, was schon ein paar Mal gewaschen wurde, enthalte keine Chemie mehr – „und was dann noch keine Löcher hat, das kriegt wahrscheinlich auch demnächst keine“. Schon als Kind war es für sie selbstverständlich, pfleglich mit Dingen umzugehen und weiterzugeben, was nicht mehr gebraucht wird: „Ich habe drei Geschwister, bin also mit abgetragenen Klamotten aufgewachsen. Das war ganz normal."
Die wirtschaftlichen Strukturen hierzulande stellen der Projektleiterin zufolge Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Wiederverwendung dar: „Unternehmen, die neue Produkte auf den Markt bringen, verfügen über viel größere Marketingbudgets als Betriebe, die gebrauchte Produkte wieder in den Umlauf bringen wollen.“ Zudem sei es in der Regel billiger, Dinge neu und in großer Stückzahl zu produzieren. „Bei uns im Kaufhaus gibt es nur Einzelstücke“, erklärt sie. „Alles, was die Menschen vorbeibringen, muss einmal in die Hand genommen, angeschaut und geprüft werden – und das zu deutschen Lohnkosten, mit den hiesigen Mieten und Strompreisen.“
Imke Eichelberg entmutigt das nicht. „Mit dem Re-Use Netzwerk möchten wir kommunale Strukturen für Wiederverwendung ausbauen. Doch ich versuche, auch im Kleinen zu tun, was ich kann, um für die Menschen erlebbar zu machen: Das geht auch anders.“ In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen, die sich mit nachhaltiger Ernährung und Landwirtschaft sowie ökologischem Bauen beschäftigen. Ihre Motivation: „Ich bin immer neugierig, wo Menschen gute Lösungen gefunden haben, wie wir auf diesem Planeten gut leben können.“
Mehr zum Thema „Teilen und Recyceln“ und zu den Aktivitäten des Re-Use Netzwerks Hessen lesen Sie im aktuellen KLIMAZIN.
Eine Zukunft für ausgediente Batterien
„Second Life“: Am Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ der RWTH Aachen beschäftigen sich Natalia Soldan und ihr Team mit Prozessen, die auf den ersten Lebenszyklus eines Akkus folgen.
Prognosen zufolge steigt die Zahl der Antriebs-Akkus allein auf dem europäischen Markt von derzeit rund 5,8 Millionen auf etwa zwölf Millionen im Jahr 2030. Was soll mit der immensen Menge ausgedienter Elektrofahrzeug-Batterien geschehen? Die Elektromobilität ist abhängig davon, ob und wie sich Antriebs-Akkus weiterverwenden und recyceln lassen. In beiden Bereichen läuft die Forschung auf Hochtouren – unter anderem am PEM-Lehrstuhl der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.
Der Lehrstuhl in Kürze:
- Name: „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM)
- Gründungsjahr: 2014
- Gründer: „StreetScooter“-Miterfinder Professor Achim Kampker
- Themen: Entwicklung, Herstellung und Recycling von Batteriesystemen, Elektromotoren, Wasserstofftechnologien und ihrer einzelnen Komponenten sowie ihrer Integration vor allem in schwere Nutzfahrzeuge
- Orte: deutsch-niederländischer Gewerbepark Avantis, Elektromobilitätslabor, Elektro-Lkw-Forschungswerkstatt
- Anzahl der Beschäftigten: 80 Forschende, 34 nichtwissenschaftliche Mitarbeitende und 130 studentische Hilfskräfte
- Tätigkeit: Forschung, Lehre und Kooperation mit der Industrie bis hin zur Großserienherstellung
- Fokus: Nachhaltigkeit und Kostenreduktion
Natalia Soldan leitet die Forschungsgruppe „Circular Economy & Materials“ am Lehrstuhl. Mit ihrem Team arbeitet sie daran, Batterien vom Ausgangsmaterial bis hin zum Recycling mit Blick auf Kosten und Leistung zu optimieren. Außerdem befasst ihre Gruppe sich mit Prozessen, die auf den ersten Lebenszyklus eines Akkus folgen – das „Second Life“.
„Ein solches ‚zweites Leben‘ können ausgediente Elektrofahrzeug-Batterien beispielsweise in stationären Energiespeichern finden“, schreibt die Batterie- und Recycling-Expertin im wissenschaftlichen Gastbeitrag des aktuellen KLIMAZINs. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Forschungsprojekts „Fluxlicon“ entstehe derzeit ein modularer und flexibler Speicher aus solchen Altbatterien, die für einen weiteren Einsatz im E-Auto nicht mehr geeignet sind, durchaus aber noch Energie für andere Zwecke liefern können.
Der am RWTH-Lehrstuhl entwickelte und dort als kommunale Pilotanlage erprobte „Gigabatt“-Speicher verfüge über eine Netzschnittstelle, die die Integration von Quellen erneuerbarer Energie erlaubt, und über „Fast Charging“ für einen schnelleren und kostengünstigeren Aufbau von Lademöglichkeiten. Das Besondere laut Natalia Soldan: „Es lassen sich Batteriesysteme unterschiedlicher Hersteller, Größen und Nutzungshistorie in die Anlage integrieren, die damit verlässlich Energie liefert, wo sie gerade benötigt wird.“
Den ganzen wissenschaftlichen Gastbeitrag lesen Sie im aktuellen KLIMAZIN zum Thema „Teilen und Recyceln“.