CO2-neutrale Landesverwaltung

Lernen und Handeln für unsere Zukunft

Newsletter Dezember 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

ein ereignisreiches Jahr, das so manche Herausforderung mit sich brachte, geht zu Ende. Mit dem seit nunmehr neun Monaten andauernden Krieg in der Ukraine beschäftigt uns die nachhaltige Energieversorgung mehr denn je. Seit September gilt in der hessischen Landesverwaltung der Gemeinsame Runderlass zur Energieeinsparung in den Landesliegenschaften.

In diesem Newsletter greifen wir das Thema Energie in unterschiedlichem Kontext auf, lassen in der Erfahrung mit dem Energiesparerlass Beschäftigte zu Wort kommen, berichten über Publikationen und Maßnahmen der Landesverwaltung, und geben Tipps zum Energiesparen.

Schauen Sie doch mal rein und empfehlen Sie unseren Newsletter gerne weiter! Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Elmar Damm
Projektleiter CO2-neutrale Landesverwaltung

Energiesparerlass
Energiesparerlass
© j mel stock.adobe.com

Drei Monate Energiesparerlass: Wie läuft die Umsetzung?

Bis zu 15 Prozent Energie einsparen – das soll mithilfe des Gemeinsamen Runderlass „Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung in den Liegenschaften der Landesverwaltung“ gelingen. Mit der gesamten Belegschaft tragen auch die Koordinator:innen in den Dienststellen, die Energiebeauftragten und das Competence Center Energie (CC Energie) des Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) entscheidend zum Erfolg bei.

Ulrich Hausner
Ulrich Hausner
Finanzamt Friedberg

Gemeinsam Energiesparen: Erfahrungen aus den Dienststellen

Die Koordinator:innen helfen dabei, den Gemeinsamen Runderlass und die Energiesparmaßnahmen in den Dienststellen bekannt zu machen und das Bewusstsein für energieeffizientes Verhalten am Arbeitsplatz zu fördern.

Im Finanzamt Friedberg hat der stellvertretende Amtsleiter Marc Nippert mit dem Koordinator für Energiefragen, Ulrich Hausner, die Belegschaft zu einer Onlinekonferenz eingeladen. In der Runde wurde mit Blick auf die Besonderheiten ihres historischen Dienstgebäudes über konkrete Maßnahmen gesprochen und den Beschäftigten Gelegenheit gegeben, Fragen zu stellen. Man sollte zum Beispiel, nicht nur hinsichtlich des Erlasses sondern auch aus Brandschutzgründen keine Heizlüfter nutzen, erklärt Hausner. Generell setze man in Friedberg auf Eigenverantwortung der Mitarbeiter:innen, die auch eigene Ideen einbringen können und sollen.
Um alle für Energiesparmaßnahmen in der Dienststelle zu gewinnen steht Hausner mit dem Kollegium ständig im Austausch, weist regelmäßig darauf hin, dass auch „kleine Beiträge in der Summe viel bewirken“, und kümmert sich um notwendiges Zubehör wie Zugluftstopper, damit die Sparmaßnahmen bestmöglich wirken können. Das Energiesparen sei in Friedberg in den Köpfen angekommen.

Sophie Gebauer
Sophie Gebauer
Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen

Gemeinsam zum Energiespar-Erfolg durch gute Zusammenarbeit aller Beteiligten

Zweimal die Woche lesen die Haushandwerker:innen die Energieverbräuche ihrer Liegenschaften aus und melden sie an den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) weiter.

Auch Sophie Gebauer behält die Energieverbräuche im Auge: Sie ist Energiebeauftragte und Objektleiterin und betreut für den LBIH mehrere Dienststellen in Wiesbaden. Auf die Frage, welche Erfahrungen sie seit dem Erlass gemacht hat, erklärt sie: „Es bedeutet erst mal für alle eine große Herausforderung. Aber wir sind schnell tätig geworden.“ Konkret wurden die Gebäude auf ihre Energieeffizienz untersucht und bewertet. Gemeinsam mit Haushandwerker:innen und Nutzer:innen gab es Gebäudebegehungen, um sinnvolle Maßnahmen zur Energieeinsparung zu identifizieren. Die Haushandwerker:innen und Nutzer:innen hätten auch viele eigene Ideen eingebracht, erinnert sich Gebauer.

Die ihr gemeldeten Energieverbräuche aus den Liegenschaften gibt sie am Monatsende zur Auswertung ans CC Energie. „Wir erleben eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten“, zieht die Objektleiterin Resümee. Nach einigen Wochen der regelmäßigen Erfassung und Auswertung könnten dann gegebenenfalls weitere Stellschrauben ausgemacht werden, um noch mehr Energie einzusparen.

Jan-Per Bergemann
Jan-Per Bergemann
Competence Center Energie

Competence Center Energie: Dreh- und Angelpunkt in Sachen Energie

Neben der flächendeckenden Beschaffung leitungsgebundener Energie (Strom und Gas) für die Liegenschaften des Landes überwacht das CC Energie auch deren energieeffizienten und wirtschaftlichen Betrieb. Im Rahmen des Runderlasses hat das Competence Center eine Gebäude-Energie-Spar-Checkliste zur Verfügung gestellt und steht den Energiebeauftragten bei der Analyse und Bewertung der Verbräuche zur Seite, begleitet Gebäudebegehungen oder unterstützt bei der Maßnahmenumsetzung.

Jan-Per Bergemann leitet das Competence Center und gibt Einblick: „In erster Linie hat das CC Energie die Aufgabe, die Verbrauchsdaten von rund 1.100 Liegenschaften und Gebäude auszuwerten.“ Mithilfe des Softwareprogramms EMIS (Energie- und Medieninformationssystem) wird die monatliche Auswertung unterstützt und die Verbrauchsdaten dargestellt. Die Gebäudenutzer erhalten damit eine anschauliche Grafik, die die Entwicklung der Energieverbräuche in der jeweiligen Dienststelle abbildet. „Je besser die Verbrauchszahlen in die Datenblätter eingetragen werden, umso zügiger können wir die Auswertung der Verbräuche vornehmen“, erklärt Bergemann.

 

Fit fürs Energiesparen

Neben den bestehenden Maßnahmen, bietet die CO2-neutrale Landesverwaltung weitere Möglichkeiten, sich zum Thema „Energiesparen“ weiterzubilden.

Die Kampagne „Gib mir fünf“ begleitet die erfolgreiche Umsetzung des Erlasses und ruft dazu auf, sich aktiv am Energiesparen zu beteiligen.

Ab 01.01.2023 steht auch das Online-Selbstlern-Angebot „Energiesparen in der Dienststelle – gemeinsam geht’s besser“ bereit. Alle Interessierten der hessischen Landesverwaltung können individuell zu jeder Zeit daran teilnehmen. Der Zugang zum Kursraum erfolgt über einen Gastschlüssel, der im Programm der Zentralen Fortbildung Hessen veröffentlicht ist. Einen ersten Eindruck vermittelt das Video „Energiesparen am Arbeitsplatz“ schon jetzt.

Für Koordinator:innen hat bereits ein erster Erfahrungsaustausch stattgefunden. Weitere Termine sind für den 24. und 31. Januar 2023 geplant.

Glasfachschule Hadamar
Glasfachschule Hadamar
© Kai Sander, Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen

Solarpotenzial nutzen: Photovoltaik – auch auf denkmalgeschützten Gebäuden

Die hessische Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Nutzung von Solarenergie zur Wärme- sowie zur Eigenstromerzeugung deutlich zu erhöhen. Bis Ende 2023 stellt sie mit dem Programm „COME-Solar“ 26 Millionen Euro bereit, um Potenziale auf vom Land genutzten Immobilien zu heben. Eine neue Richtlinie soll nun auch die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf denkmalgeschützten Häusern vereinfachen.

Durch Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) wird Strom zur eigenen Verwendung erzeugt: Je nach Größe der vorhandenen Dachfläche und baulicher Gegebenheit können mit den PV-Anlagen zwischen 10 und 40 Prozent des Jahresstrombedarfs einer Liegenschaft regenerativ gedeckt werden. Ein Win-Win, denn die Betriebskosten der jeweiligen Liegenschaft werden nicht nur nachhaltig verringert, sondern eine PV-Anlage senkt auch die CO2-Emissionen.

 

COME-Solar – mehr Sonne, weniger CO2-Emissionen

Das COME-Solar-Programm gehört zum übergeordneten „CO2-Minderungs- und Energieeffizienzprogramm (COME)“, dem eigenständigen Bauprogramm für die energetische Sanierung von Landesliegenschaften. COME-Solar zielt auf den Ausbau der solaren Energien und die Förderung von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen. Da der Wärmebedarf in den Liegenschaften meist nur saisonal, der Strombedarf jedoch ganzjährig besteht, liegt der Schwerpunkt auf der Errichtung von PV-Anlagen.

Das Programm sieht vor, unter Berücksichtigung der Baupreisentwicklung bis zu 120 Projekte mit einer durchschnittlichen Leistung von 100 Kilowatt-Peak (kWp) zu realisieren. Künftig sollen so jährlich etwa 10 Gigawattstunden (GWh) an regenerativem Strom produziert werden. Kilowatt-Peak ist ein Maß für die maximale Leistung von Photovoltaikmodulen unter Standardbedingungen; pro installiertem kWp liegt der Stromertrag in Deutschland zwischen 800 und 1.200 kWh pro Jahr.

Status Quo und Pläne für 2023

Die ersten Anlagen im Programm COME-Solar werden zurzeit fertiggestellt. Bis Ende 2022 gehen voraussichtlich acht Anlagen mit insgesamt 679 kWp ans Netz. Für die erste Jahreshälfte 2023 wird die Fertigstellung weiterer 25 Projekte mit einer geplanten Leistung von rund 3,7 MWp erwartet.

Aktuell betreibt das Land Hessen 39 PV-Anlagen mit knapp 2 MWp Leistung. Eine dieser Anlagen steht seit 2018 auf dem Hessischen Ministerium der Finanzen. Schon jetzt steht fest, dass 2022 das bisher ertragreichste Jahr für die 410 m2 große Solarstromanlage seit Inbetriebnahme gewesen ist. Dank eines sehr sonnigen und langanhaltenden Sommers liegt der absolute Ertrag des 72 kWp-Generators bereits über 76 MWh. Dies entspricht einer Vermeidung von rund 32 Tonnen CO2.

Außerdem haben acht der insgesamt 14 hessischen Hochschulen PV-Anlagen auf ihren Liegenschaften errichtet und betreiben diese in eigener Zuständigkeit. Die Leistung dieser Anlagen beträgt rund 2,4 MWp.

 

Solarenergie und Denkmalschutz – diese Neuerung gibt es

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht vor, dass sowohl bei Neubauvorhaben als auch bei Sanierungen die Errichtung von PV-Anlagen oder solarthermischer Anlagen zur Wärme- oder Kälteerzeugung zu prüfen ist. Eine neue Richtlinie für Denkmalbehörden soll nun helfen, die Potenziale aus der Solarenergie auch bei denkmalgeschützten Gebäuden zu nutzen. Aus Sicht der Hessischen Landesregierung gehören Denkmalschutz und Erneuerbare Energien zusammen.

„Schon jetzt leistet Denkmalschutz dazu einen Beitrag, denn Denkmalschutz ist Klimaschutz. Gerade ältere Denkmäler sind oft aus nachhaltigen und klimaneutralen Materialien aus der Region gebaut, ihre Weiternutzung erhält gebundene Energie. Dafür müssen wir unsere Baudenkmäler nutzbar und lebendig erhalten“, erklärt Angela Dorn, Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, die die Richtlinie erlassen hat.

Laut Richtlinie sollen Solaranlagen auf oder an denkmalgeschützten Gebäuden in der Regel genehmigt werden. Nur noch in Ausnahmefällen – etwa bei einer erheblichen Beeinträchtigung – dürfen sie ablehnt werden. Und selbst dann solle bestmöglich versucht werden die Beeinträchtigungen zu reduzieren oder eine genehmigungsfähige Alternative zu finden, erklärt Dorn. Eigentümer:innen eines denkmalgeschützten Gebäudes können sich beraten lassen um möglichst denkmalgerechte Lösungen zu finden – dabei unterstützt das Landesamt für Denkmalpflege die Behörden der Kommunen.

Weiterführende Links:

Pressemitteilung: Land ermöglicht mehr Solaranlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden

Pressemitteilung: Neue Richtlinie ermöglicht mehr Solaranlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden

Weniger Bürokratie auch für private Solarenergie

Auch für Bürger:innen soll das Betreiben eigener PV-Anlagen oder vergleichbarer Blockheizkraftwerke vereinfacht werden. Bereits 2021 hatte sich der Bundesrat dafür ausgesprochen, nun setzt die Bundesregierung die Länderforderungen für Steuererleichterungen und Bürokratieabbau um – mit dem Jahressteuergesetz 2022. „Private Photovoltaik-Anlagen können einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, denn hier zählt jeder Schritt. Wir möchten bürokratischen Aufwand ersparen […]“, erklärt Hessens Finanzminister Michael Boddenberg.

Wasserstoffwende
Wasserstoff
© Shawn Hempel stock.adobe.com

Wasserstoff – die Energie der Zukunft?

Wasserstoff steht als Ersatz für fossile Brennstoffe hoch im Kurs. Doch wie kann grüner Wasserstoff einen Beitrag zur Energiewende leisten? Welche Voraussetzungen muss es geben und welche gibt es schon? Die Biologin und Wissenschaftsjournalistin Monika Rößiger gibt in ihrem Buch „Die Wasserstoff-Wende“ Einblick.

„Die Energiewende lässt sich nur mithilfe von grünem Wasserstoff schaffen“, erklärt Rößiger. Bislang kann Deutschland grünen Wasserstoff noch nicht in den ausreichenden Mengen selbst herstellen – es gibt nicht genügend Strom aus regenerativen Energien. Internationale Kooperationen sollen hier Abhilfe schaffen, auch Programme wie die Nationale Wasserstoffstrategie von Juni 2020 oder das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie sollen die Wasserstoff- und Energiewende in Deutschland vorantreiben.

 

Was genau ist eigentlich Wasserstoff?

Wasserstoff ist ein chemisches Element, das bei Normaltemperatur gasförmig, farb- und geruchlos ist. Es wird mit dem Buchstaben „H“ abgekürzt. Das Element gilt als flexibel einsetzbar, kann Energieträger und Speichermedium zugleich sein. Es gibt einige unterschiedliche „Arten“:

  • grüner Wasserstoff: Hergestellt durch Elektrolyse.
    Bei der Elektrolyse wird Wasser mithilfe von elektrischem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Kommt der Strom aus erneuerbaren Quellen, spricht man von grünem Wasserstoff. Diese Art der Produktion ist CO2-frei.

  • grauer Wasserstoff: Hergestellt durch die Umwandlung von Erdgas – einem fossilen Brennstoff – in CO2 und Wasserstoff unter Einsatz von Hitze.
    Das entstandene CO2 verstärkt den Treibhauseffekt, da es in die Atmosphäre abgegeben wird.

  • blauer Wasserstoff: Hergestellt wie grauer Wasserstoff, allerdings wird das entstandene CO2 gespeichert.
    Diese Art der Produktion gilt deshalb als CO2-neutral.

  • türkiser Wasserstoff: Hergestellt durch die thermische Spaltung von Methan.
    Es entsteht dabei fester Kohlenstoff.

 

Wo kann Wasserstoff eingesetzt werden?

Vor allem für die energieintensive Industrie birgt Wasserstoff großes Potenzial: Zwar zähle die (Stahl- und Kupfer-)Industrie zu den großen CO2-Verursachern, allerdings brauche man beide Stoffe auch für die Energiewende – beispielsweise für den Bau von Windrädern, erklärt Rößiger. Es sei sinnvoll, mit der Defossilisierung in der Metallindustrie mithilfe von grünem Strom und Wasserstoff zu beginnen. Sie gibt Einblick, wie eine klimafreundlichere Produktion aussehen könnte:

  • Ein wichtiger Aspekt ist Direktreduktion, die erst auf der Basis von Erdgas, dann so schnell wie möglich auf Basis von grünem Wasserstoff stattfinden soll. Bei der Direktreduktion wird Eisenerz in das Vorprodukt Eisenschwamm umgewandelt.

Ein weiterer Punkt ist die Verkehrsbranche: Wasserstoff lässt sich gemeinsam mit CO2 in klimafreundliche Kraftstoffe umwandeln, die Flugzeuge, Schiffe oder LKW antreiben können. Einsetzbar sind diese dort, wo Elektroantriebe nicht sinnvoll oder möglich sind. Auch Züge, die mit Wasserstoff betrieben werden, können CO2-Emissionen auf der Schiene minimieren – wie auch im Taunusnetz.

Weiterführender Link:

Pressemitteilung: Erster Wasserstoffzug für Taunus-Strecken eingetroffen

In Kreisläufen denken

Autorin Rößiger erklärt, dass wir „in Kreisläufen denken müssen“. Konkret bedeutet das, dass Nebenprodukte sinnvoll genutzt werden und umweltschädliche Stoffe möglichst gar nicht erst produziert werden. Am Energie-Campus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) werden unterschiedliche Technologien vereint:

  • Rößiger beschreibt eine „kurze Kette“ der Zirkularität: Auf dem Dach (PV-Anlagen) oder durch Windanlagen wird Ökostrom erzeugt. Mit dem Strom kann in der Elektrolyseanlage grüner Wasserstoff hergestellt werden. Dann geht es weiter in einen Fermenter, wo durch Methanisierung sogenanntes Biogas hergestellt wird, welches rückstandsfrei im Blockheizkraftwerk verbrannt werden kann, um Strom und Wärme zu erzeugen. Ein Teil des Stroms dient wiederum dazu, die Anlage selbst zu betreiben.

Außerdem wird hier an Technologie geforscht, die CO2 aus der Atmosphäre holen kann. Das sei wichtig, denn es wird selbst mit einer kompletten grünen Transformation auch zukünftig CO2 emittiert – beispielsweise in der Landwirtschaft.

Infrastruktur und Transport von Wasserstoff

Die Technik sei da, die Infrastruktur sei teils noch eine Herausforderung, erklärt Rößiger. Wie kann der Wasserstoff quer durchs Land transportiert werden?

  • Wasserstoff kann per Pipeline an Land gebracht oder in einer chemischen Trägersubstanz eingelagert werden – die dann wiederum transportiert und per Schiff verteilt werden kann.

„Nicht jeder Strom soll direkt in grünen Wasserstoff umgewandelt werden. Nur da, wo es sinnvoll wird – zum Beispiel da, wo man den Strom nicht abtransportieren kann“, sagt die Autorin. Es käme auch auf die regionalen und lokalen Gegebenheiten an, wichtig sei, dass man versuche, Energie möglichst direkt zu erzeugen und zu verbrauchen – in regionalen Netzen. Generell sei Wasserstoff nicht alles – auch das Energiesparen und die Verbesserung der Effizient sei und bleibe wichtig.

Die Wasserstoff-Wende
Edition Körber Hamburg

Möchten Sie mehr zum Thema und zu deutschen Pilotprojekten wissen? Dann empfehlen wir Ihnen das Buch von Monika Rößiger, das Sie als Sonderausgabe bei der Hessischen Landeszentralen für politische Bildung bestellen können. Außerdem spricht die Autorin mit Wissenschaftsjournalistin Caro Matzko im „Literatur und Politik“-Podcast über die Rolle, die grüner Wasserstoff bei der Energiewende spielen kann.

Spartipps in der Weihnachtszeit
Spartipps in der Weihnachtszeit
© dil ko stock.adobe.com

Energiesparen in der Weihnachtszeit – so klappt’s!

Lichterketten, Spritzgebäck und Glühwein: Der Advent ist in vollem Gange, Weihnachten nicht mehr weit – doch die Energiekrise macht auch vor der besinnlichen Jahreszeit keinen Halt. Weil wir im Dezember viel Licht und Strom verbrauchen, ist ein bewusster Umgang mit Energieressourcen wichtiger denn je.

Wussten Sie, dass in Hessen mehr Menschen auf eine energiesparende Weihnachtsbeleuchtung achten als in anderen Bundesländern? Einer bundesweiten Umfrage des Energieanbieters E.ON zufolge ist 69 Prozent der Hessen die Effizienz ihrer weihnachtlichen Lichterpracht wichtig. Damit steht das Bundesland auf Platz 5 – nur 2,6 Prozentpunkte hinter dem Spitzenreiter Schleswig-Holstein.

 

Effizienter Glanz: LED-Lichter statt Glühlämpchen

Im Fenster oder am Tannenbaum: Lichterketten gehören für viele zur festlichen Weihnachtsbeleuchtung dazu und schaffen ein wohliges Gefühl in den eigenen vier Wänden. Auch bei der elektronischen Beleuchtung lässt sich Energie und Geld sparen:   

  • LED-Lichterketten brauchen nur knapp ein Zehntel so viel Strom wie Lichterketten mit Halogen- oder Glühlampen. Außerdem haben sie eine deutlich längere Lebensdauer – LEDs halten rund 100-mal länger.
  • Weniger ist mehr: Entscheiden Sie sich, welche Orte in Ihrem Zuhause für Sie am wichtigsten sind – und platzieren Sie nur hier Ihre Beleuchtung. Alternativ können Sie auch auf Deko setzen, die keinen Strom benötigt, zum Beispiel Zweige oder Strohsterne.
  • Schalten Sie die Lichter aus, wenn Sie den Raum verlassen oder außer Haus gehen – hilfreich ist auch eine Zeitschaltuhr, mit der Sie die Aktivität der Beleuchtung steuern können. Vermeiden Sie zudem bei Geräten den Stand-by-Betrieb.
  • Aufgepasst: Batteriebetriebene Baumkerzen – egal ob LED oder nicht – sind wesentlich teurer als nicht-batteriebetriebene Leuchtmittel. Batteriestrom ist deutlich teurer als der Strom aus der Steckdose. Batterien müssen Sie außerdem regelmäßig austauschen; sie sind also ein zusätzlicher Kostenpunkt und Ressourcenverbrauch.
  • Für Garten und Balkon bieten sich Solar-LED-Ketten an – damit sparen Sie die Stromkosten und laufen nicht Gefahr, über Verlängerungskabel zu stolpern.

LED-Licht ist nicht warm und weihnachtlich? Das stimmt nicht ganz! Es kommt hier auf die sogenannte Farbtemperatur an, die in Kelvin (K) auf der Verpackung angegeben wird. Daumenregel: LEDs unter 3.000 K leuchten warm-weiß und erzeugen gemütliches Licht, über 5.000 K wird das Licht bläulich-kalt.

 

Wie Sie beim Plätzchenbacken sparen können

Zimtsterne, Spritzgebäck und Co. haben ihren festen Platz in der Weihnachtsbäckerei – doch vor dem Verzehr muss das Gebäck in den Ofen. Und der verbraucht viel Strom. Unabhängig von der jeweiligen Effizienzklasse Ihres Gerätes können Sie auch hier mit einfachen Tricks Energie sparen:

  • Verzichten Sie auf das Vorheizen – lediglich einige „empfindliche“ Teige wie Biskuitteige sollten in einen vorgeheizten Ofen geschoben werden.
  • Umluft schlägt Ober- und Unterhitze: Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) spart die Umluftfunktion rund 20 Prozent Energie, da mit geringerer Temperatur gebacken wird. Hier können Sie die Ofentemperatur 20 bis 30 Grad niedriger einstellen.
  • Nehmen Sie Backbleche, die Sie nicht benutzen, aus dem Ofen. Sie verlängern nur die Backzeit, da sie sich auch aufheizen.
  • Öffnen Sie die Ofentür während des Backens nicht – so entweicht Wärme und die Backzeit verlängert sich. Stellen Sie den Ofen einige Minuten vor Ende der benötigten Backzeit aus und nutzen Sie die Nachwärme.
  • „In einem Rutsch“ spart besser: Es lohnt sich, beim Heizen mit Umluft mehrere belegte Backbleche gleichzeitig in den Ofen zu schieben. Wollen Sie danach weitere Teigvariationen backen, tun Sie dies direkt im Anschluss – denn ist der Ofen einmal warm, vermeiden Sie ein erneutes Aufheizen.

 

Budenzauber und Stadtbeleuchtung light

Wundern Sie sich nicht, wenn auch der lokale Weihnachtsmarkt spärlicher als sonst beleuchtet ist. Nicht nur Privathaushalte, sondern auch viele Städte und Kommunen achten in der Weihnachtszeit auf Nachhaltigkeit und wollen Energie sparen. Dazu gehört, dass weniger Leuchten aufgehängt werden, die Beleuchtungsdauer und -intensität verringert wird oder „Weihnachtsklassiker“ wie eine Eislaufbahn in diesem Jahr fehlen könnten. Dennoch: Eingepackt in Schal und Mütze macht das Schlendern über den Weihnachtsmarkt noch immer Spaß!

Kirchenanstrahlung Heimatblick Rhön
Sternenpark Rhön
© A. Hänel

Energiesparen lässt Sterne leuchten

Energiesparen ist gut fürs Klima und die Geldbörse, das ist klar. Was viele möglicherweise noch nicht wissen ist, dass das Einsparen von Ressourcen – beispielsweise durch das Abschalten von Außenbeleuchtungen – auch einen direkt wirksamen positiven Effekt auf die Natur hat. Im Sternenpark Rhön wird die Dunkelheit aktiv geschützt und das ist gut für die Natur.

Eine Nacht so dunkel, dass man sich im schwachen natürlichen Licht von Mond und Sternen orientiert, ist für die meisten Menschen heutzutage kein alltägliches Erlebnis mehr. Normal sind hell erleuchtete Straßen und Ladenlokale – auch weit nach Ladenschluss – sowie Fassaden, die nachts angestrahlt werden. Besonders in der dunklen Jahreszeit und um Weihnachten hat Beleuchtung Hochkonjunktur. Festlich beleuchtete Privathäuser und -wohnungen, Weihnachtsmärkte und ganze Straßen erstrahlen in allen Farben und Intensitäten. Die Folge: Der Nachthimmel ist gelblich-orange eingefärbt, Sterne sind nicht zu sehen. Diesen Effekt nennt man Lichtverschmutzung.

„Künstliches Licht ist mittlerweile überall. Dabei ist es nicht immer und überall notwendig, schließlich beeinflusst es uns und unsere Umwelt massiv. Beim Thema Kunstlicht treffen Energie und Artenschutz aufeinander“, erklärt Sabine Frank von der Fachstelle Sternenpark Rhön beim Landkreis Fulda. Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön liegt im recht dünn besiedelten Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen. Es ist eine der wenigen Regionen in Deutschland, an denen man noch natürliche Nachtlandschaften und einen sternenreichen Himmel sehen kann. Seit 2014 ist das Großschutzgebiet von der International Dark Sky Association offiziell als Sternenpark anerkannt – ein Titel, der Gebieten mit besonders schützenswerten und nahezu natürlichen Nachtlandschaften verliehen wird. Die Mitarbeiter:innen sensibilisieren für die Lichtverschmutzungsproblematik, organisieren Veranstaltungen, Sternenparkführungen und Beratung für besseres Licht. So wollen sie ein Bewusstsein für die natürliche Nacht und den Einklang von Mensch und Natur schaffen.

Lichtverschmutzung und ihr Effekt auf Mensch und Natur

Per Definition versteht man unter Lichtverschmutzung die dauernde Abwesenheit völliger Dunkelheit, gleichzeitig ist Kunstlicht als schädliche Umwelteinwirkung erfasst. Als Lichtverschmutzung wird der Eintrag künstlichen Lichts in die natürliche Nacht mit negativen Auswirkungen verstanden. Diese Auswirkungen kennt sicher jeder: Blendung oder nachbarschaftliche Störung durch helle Lichtquellen. Nach oben abgestrahltes Licht, das durch Luftmoleküle und Aerosole reflektiert und gestreut wird und sich wie ein Schleier über das natürliche Himmelslicht legt.

Die permanente Abwesenheit von Dunkelheit kann dazu führen, dass sich die biologischen Tag-Nacht-Rhythmen verändern. Die natürlichen Abläufe werden durch das ständige, künstliche Licht gehörig auf den Kopf gestellt:

  • Angeleuchtete Pflanzen reagieren mit verspätetem Blattabwurf und verfrühten Knospenbildung, was zu Frostschäden führen kann.
  • In der Tierwelt irritiert das permanente Licht beispielsweise die nachtaktiven Insektenarten und führt zu Artensterben mit kaskadenartigen Effekten für andere Tierarten. Jedes Jahr verenden Milliarden Insekten an Außenbeleuchtung – das wiederum kann zu einer Lücke in der Nahrungskette für andere Lebewesen wie Fledermäuse führen. Zugvögel leiden unter Orientierungsverlust, fliegen Umwege oder sogar in beleuchtete Hochhäuser. Außerdem stört die nächtliche Beleuchtung das Brut- und Balzverhalten von Vögeln.
  • Aber auch für Menschen hat die Lichtverschmutzung mitunter schädliche Folgen: Übermäßig viel künstliches Licht „unterdrückt die Produktion des ‚Schlafhormons‘ Melatonin“, erklärt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hessen. Die innere Uhr tickt nicht so, wie gewohnt – eine sinkende Schlafqualität oder sogar Schlaflosigkeit ist die Folge.

 

Was hat das Energiesparen mit der Lichtverschmutzung zu tun?

Im Rahmen von Energiesparmaßnahmen, die viele Städte und Kommunen eingeführt haben, bleiben Fassaden dunkel oder die Beleuchtung wird reduziert. „So werden Ressourcen geschont, aber auch der Artenvielfalt Möglichkeit zur Regeneration gegeben. Das ist sofort wirksamer Schutz der Biodiversität“, erklärt Frank, die auch das Hessische Netzwerk gegen Lichtverschmutzung mitinitiiert hat. Das Netzwerk visualisiert auf einer Karte Orte in Deutschland und Nachbarländern, die ihre Straßenbeleuchtung nachts abschalten oder absenken. „Eine Kilowattstunde Kohlestrom erzeugt im Durchschnitt 1 Kilogramm CO2, dazu kommt der unglaubliche Ressourcenverbrauch für Stahlmasten oder auch für die LEDs selbst“, sagt Frank. Die Energieeinsparungen haben also einen direkten Effekt auf die CO2-Emissionen. Je mehr gespart wird, desto besser.

„Leider wird dem Thema Lichtverschmutzung noch nicht genug Bedeutung beigemessen.“ Es gäbe zwar schon einige gesetzliche Bestimmungen wie zum Beispiel im Bundesnaturschutzgesetz oder dem Bundesimmissionsschutzgesetz, allerdings wünscht sich Sabine Frank eine konsequentere Umsetzung. „Die natürliche Nacht ist ja auch ein Stück Lebensqualität. Es wäre schön, wenn man die Dunkelheit mit ihren beruhigenden und inspirierenden Eigenschaften häufiger erleben könnte – nicht nur im Urlaub oder an speziellen Orten wie im Sternenpark Rhön.“

Weiterführende Links:

Hessisches Netzwerk gegen Lichtverschmutzung

Interaktive Karte mit Orten in Deutschland und Nachbarländern, die ihre Straßenbeleuchtung nachts abschalten oder absenken:

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